Der Klimawandel ist ein globales Problem, das alle betrifft – doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, um diese Entwicklung abzuschwächen. Das geht schon mit kleinen, leicht umsetzbaren Maßnahmen, wie zum Beispiel mehr saisonale und regionale Lebensmittel zu kaufen. Aber auch am Eigenheim, besonders an älteren Gebäuden, lässt sich viel bewirken. Mit dem Energiepreis belohnt der Landkreis Kassel den verantwortungsvollen Umgang mit wichtigen Ressourcen mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 3.000 Euro sowie einer Emaille-Plakette für die Hauswand. Bereits zum zweiten Mal konnten sich Hausbesitzer bewerben. „Es freut mich außerordentlich, dass der Energiepreis bereits im zweiten Jahr auf solch eine große Bewerberresonanz gestoßen ist. Es fiel uns in der Jury sehr schwer, die vielen Nuancen miteinander zu vergleichen um dann zu einem Ergebnis zu kommen“, sagt Umweltdezernent Thomas Ackermann. Denn im Jahr 2024 gingen mit 19 Bewerbungen mehr als doppelt so viele Einsendungen ein wie im Jahr zuvor.
Insgesamt waren die Projekte sehr divers und umfassten sowohl einzelne Maßnahmen, als auch Großprojekte. Oftmals wurde dabei auch die Klimaanpassung mitgedacht, indem Gartengestaltungen mit klimaresistenten Pflanzen vorgenommen wurde oder Nutzgärten angelegt wurden. Auch die Wassererhaltung durch Entsiegelung von Flächen am Haus wurde verbessert. „Die drei platzierten Projekte sind ganzheitlich gedacht und wohl überlegt“, sagt Klimaschutzmanagerin Merle-Theresa Bartling.
Platz 1 geht an Familie Hughes aus Wolfhagen-Philippinenburg. Neben einem Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro erhalten sie eine Emaille-Plakette für die Hauswand. Mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an dem 1996 erbauten Einfamilienhaus erreichten sie eine vollständige Unabhängigkeit von externer Energieversorgung. Dazu gehörten: Erweiterung der PV-Anlage, Installation des Batteriespeichers und einer Luft-Luft-Wärmepumpe, die Errichtung einer 7,5 kW Windkraftanlage sowie die Nutzung eines Heizstabes für Brauchwasser (Windenergie).
Familie Lieder aus Calden-Meimbressen sicherte sich den 2. Platz mit 1.000 Euro Preisgeld. Bei ihrem Einfamilienhaus, einem Fachwerkhaus aus 1920, setzten sie hauptsächlich auf die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen. Zu den Maßnahmen gehörten: Energetische Kernsanierung, Dämmung der Kellerdecke, Verkleidung und Dämmung der Außenwände, Tausch von Fenstern und Außentüren, neue Dacheindeckung und Überarbeitung sowie Dämmung der Dachkonstruktion und eine Wandflächenheizung mit Pelletkessel.
Der dritte Platz und somit 500 Euro Preisgeld geht an Johannes Möller aus Baunatal-Großenritte. Er sanierte ebenfalls ein Einfamilien-Fachwerkhaus. Bei dem Gebäude aus dem Jahr 1833 wurde die oberste Geschossdecke gedämmt, Fenster ausgetauscht sowie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert. Zudem wurde eine PV-Anlage errichtet und natürliche Baustoffe wie Holz und Lehm verwendet. Außerdem befindet sich ein Kamin mit Wassertasche im Gebäude. Diese wird zusätzlich zum Erwärmen des Pufferspeichers genutzt – dadurch muss, wenn der Kamin befeuert wird, die Wärmepumpe weniger laufen, wodurch sie weniger Strom verbraucht.
Viel "graue Energie" eingespart
Neben privat genutzten Gebäuden gab es auch Bewerbungen zu Gebäuden, die im öffentlichen Interesse stehen – das war in diesem Jahr neu. So hat sich die Gemeinde Lohfelden mit einem Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1966 beworben. Das Gebäude war ursprünglich ein Altenheim des Landkreises Kassel, welches die Gemeinde Lohfelden zur Wohnraumschaffung gekauft und umgewidmet hat. 24 Wohnungen wurden umgebaut und das gesamte Haus energetisch saniert. Die Wärmeversorgung läuft nun über eine Wärmepumpe, was bei alten Objekten in der Größenordnung oft als schwierig abgeschrieben werde.
„Das Schöne daran ist, dass durch Vermeidung von Abriss und Neubau viel sogenannte graue Energie eingespart werden kann. Die Gemeinde erhält von uns einen Sonderpreis für öffentliche Investoren im Rahmen des Energiepreises“, sagt Bartling. Ein Preisgeld gibt es in diesem Fall nicht, aber ebenfalls eine Emaille-Plakette für das Gebäude.
Thomas Ackermann ist zufrieden mit der Resonanz des Energiepreises: „Eines steht jedenfalls bereits jetzt fest: Zu den Gewinnern zählen wir auch alle, weil mit so vielen engagierten Projekten im Landkreis sehr, sehr viel für den Klimaschutz getan worden ist.“
Hintergrund Energiepreis
Mit dem Energiepreis soll der aktive Klimaschutz im Landkreis Kassel unterstützt werden. Dabei werden innovative Projekte mit Vorbildcharakter im Bereich energetische Sanierung von Bestandsgebäuden, die älter als 20 Jahre sind, unterstützt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Energieeinsparung bzw. -effizienz, der Reduktion von Treibhausgasemissionen oder den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Umsetzung darf nicht mehr als fünf Jahre zurück liegen. Der Preis mit ist insgesamt 3.000 Euro dotiert, kann jedoch auf mehrere Bewerber aufgeteilt werden. Über die Vergabe entscheiden ein Expertengremium des Landkreises sowie Fachpartner aus der Region.
Mit folgenden Maßnahmen ist eine Bewerbung für den Energiepreis möglich:
- Fassade/Außenwand: Außendämmung, Innendämmung
- Dach: Dachdämmung, Dämmung der obersten Geschossdecke, Photovoltaik
- Boden und Keller: Kelleraußenwände, Kellerdeckendämmung
- Heizung: Heizung erneuern, Wärmepumpe, Solarthermieanlage installieren
- Lüftungsanlagen: Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Sanierung
- Fenster: Austausch und Erneuerung