Berufsorientierungszentrum

Landkreis kann Chancen ausloten

Landkreis Kassel. Frohe Botschaft aus Wiesbaden: Der Landkreis Kassel erhält 100.000 Euro aus dem Fördertopf des Landes Hessen zur Förderung einer integrierten ländlichen Infrastruktur. "Die Mittel sind dafür gedacht, umfassend zu prüfen, ob und wo wir im Landkreis Kassel ein Berufsorientierungszentrum aufbauen können", informiert Vizelandrat Andreas Siebert. Mit einem solchen Zentrum soll jungen Menschen die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten in der Region vorgestellt werden. Siebert: "Wir wollen erreichen, dass sich wieder mehr Schulabgänger für einen dualen Ausbildungsgang entscheiden". Außerdem soll auch Geflüchteten durch Qualifizierung der Weg in duale Ausbildungsberufe erleichtert werden. "Wir haben uns im Vorfeld mit den wichtigsten Trägern bestehender Angebote zur Qualifizierung und Umschulung an einen Tisch gesetzt und miteinander entschieden, dass ein solches Berufsorientierungszentrum sinnvoll ist", erläutert der Vizelandrat. Kooperationspartner in der bevorstehenden Prüfungsphase sind die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Kassel, die Kreishandwerkerschaft und die Handwerkskammer Kassel, die Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg und die Agentur für Arbeit Kassel. Siebert: "Wir koordinieren die Konzeptentwicklung und binden die Partner eng ein".

Bereits jetzt sind sich Landkreis und die genannten Kooperationspartner einig: Insgesamt kann ein Berufsorientierungszentrum für den Landkreis Kassel eine gute Möglichkeit sein, Lücken im Angebot von Berufsorientierung und Übergang Schule/Beruf zu schließen. "Kurz gesagt – in einem solchen Zentrum wird die berufliche Vielfalt der gesamten Region unter einem Dach erlebbar", verdeutlicht Siebert.

Bis zum Frühjahr 2022 soll dann klar sein, ob ein Berufsorientierungszentrum nach dem Vorbild eines BANG StarterCenters in der Region Kassel realisierbar ist und wirtschaftlich tragfähig betrieben werden kann.

Die Gesamtkosten für die Prüf- und Konzeptionsphase belaufen sich auf rund 177.000 Euro – den die Fördermittel übersteigenden Betrag übernimmt der Landkreis Kassel.

Hintergrund:

Ein BANG StarterCenter dient der beruflichen Orientierung und Qualifizierung unterschiedlicher Zielgruppen durch praxisorientierte Erfahrungsmöglichkeiten. Dazu gehören Werkstätten und Berufserlebniswelten, zum Beispiel für handwerkliche, gewerblich-technische & soziale Berufe (je nach Bedarf der Region). In den Werkstätten und Berufserlebniswelten werden komplexe Einblicke in oftmals über 100 Berufsbilder sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt. Beratungsstationen und ein Talente-Pfad (zur ersten beruflichen Orientierung) runden das vielfaltige Angebot eines BANG StarterCenters ab. Darüber hinaus dient das BANG StarterCenter auch als Kommunikationsplattform für Gespräche, zum Beispiel zwischen Arbeitgeber/innen, Arbeitnehmer/innen und Auszubildenden. In Kursen und Schnupperangeboten werden die Teilnehmer/innen an die Berufsbilder herangeführt (in erster Linie Schüler/innen, Jugendliche und junge Erwachsene, denen noch eine eindeutige berufliche Perspektive fehlt; darüber hinaus können auch Auszubildende mit intensiverem Betreuungsbedarf, ältere Arbeitnehmer/innen, Menschen mit Umschulungsbedarf einbezogen werden). Für Geflüchtete wird das Angebot bei Bedarf durch Sprachunterricht ergänzt. Der Talente-Pfad eröffnet Perspektiven auf verschiedene Berufsfelder und auch für "Unmotivierte" können bei Bedarf Angebote realisiert werden. Außerdem sind für Schüler/innen der Klassen 8-13 Angebote für ein- bis zweiwöchige beruflich orientierende Feriencamps möglich, zum Beispiel im naturwissenschaftlich/technischen Bereich oder auch im handwerklichen/kaufmännischen Berufen.

Im BANG StarterCenter wird für die Unternehmen die Möglichkeit geschaffen, sich zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen, sich ein Bild über mögliche Praktikant/innen, Auszubildende und mitunter neue Arbeitnehmer/innen zu machen.

Die Angebotspalette eines BANG StarterCenters kann bis zu Formaten reichen, in denen Unternehmen ihre eigenen Arbeitnehmer/innen individuell qualifizieren lassen, was für Arbeitgeber/innen einen nicht zu unterschätzenden Wert darstellt. Darüber hinaus vernetzt ein BANG StarterCenter wesentliche Akteure aus Bildung, Arbeitsmarkt sowie Fachkräftesicherung (Unternehmen, Schulen, Agentur für Arbeit, etc.) und nutzt Synergien im Werben um Nachwuchs- und Fachkräfte in der und für die Region. Kommunikation zwischen Unternehmen und potenziellen Mitarbeiter/innen/Auszubildenden wird so früher und zielgerichteter möglich. Berufserlebnisangebote orientieren sich - nicht zuletzt dank der eingebundenen Kooperationspartner - an den Bedarfen der lokalen Wirtschaft und den Interessen und Befindlichkeiten der Nutzer/innen-Gruppen.