Trendelburg. Die besondere Artenvielfalt im Diemeltal ermöglicht besondere Förderprojekte: "Wir freuen uns, dass wir mit unseren artenreichen Wiesen im Diemeltal ein hessisches Pilotprojekt umsetzen konnten", stellt Kreisbeigeordneter Thomas Ackermann fest. Das Förderprogramm mit dem Namen Hessisches Programms für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) zielt auf die Erstellung eines Kennartennachweises. "Damit werden die Arten erhoben, die die Entwicklung von Wiesen mit hoher Biodiversität anzeigen", so Ackermann weiter.
Diese artenreichen bunten Wiesen und Weiden finden sich besonders an Standorten, die wenig ertragreich sind. "Sie haben sich in der Regel über viele Jahre durch extensive Bewirtschaftung entwickelt", ergänzt Fachdienstleister Landschaftspflege Jürgen Düster vom Fachbereich Landwirtschaft des Landkreises.
Mit dem Förderprogramm sind nahezu keine Nutzungseinschränkungen verbunden. Der angestrebte artenreiche Gründlandzustand wird durch das Vorkommen von leicht erkennbaren Grünland-Pflanzenarten, den Kennarten, nachgewiesen. "Um den Pflanzenartenreichtum zu erhalten, führt der Landwirt selbst in eigener Verantwortung die Bewirtschaftung des Grünlands durch", so Düster weiter. Dabei wird er im Bedarfsfall gezielt beraten, um den Bestand der Kennarten zu erhalten. Zu den Kennarten gehören über 50 Pflanzen, die in einzelnen Gruppen zusammengefasst sind – vom Wiesen-Salbei bis hin zu speziellen Sauergräsern.
"Für uns ist es wichtig mit den beteiligten Landwirten auf Augenhöhe und nicht belehrend zusammenzuarbeiten und so auch nachhaltig Erfolge zu erzielen", erläutert Diplom-Biologin Cornelia Becker (Büro für angewandte Ökologie und Faunistik - naturkultur GmbH/BÖF aus Kassel), die das Projekt begleitet und unterstützt hat. Der Dank von Fachdienstleiter Düster geht hier an die Familie Fülling in Liebenau-Zwergen über die der Projektantrag läuft.
Seit Start des Projekts im Jahr 2016 sind aus ursprünglich sechs Flächen mittlerweile 50 Flächen (rund 200 Hektar). Becker: "Alle Projektflächen haben die Zahl der vorhandenen Pflanzenarten halten können und auf einem Teil gibt es sogar mehr Kennarten als zu Beginn – das ist bei dem ansonsten überall festzustellenden Artenrückgang ein großer Erfolg". Der "Star" der im Diemeltal vorkommenden Schmetterlingsarten, der Kreuzenzian-Ameisenbläuling, benötigt Vorkommen dieser Enzianart, um seine Eier abzulegen. "Wir sind sehr froh, dass wir diesen im Norden Deutschland sehr seltenen Schmetterling hier mehrfach vorfinden", ergänzt Gregor Stuhldreher (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie, Universität Osnabrück). Auch für weitere Förderprojekte hat das Pilotprojekt Hinweise gegeben. "Wir brauchen eine Vereinfachung im Förderablauf und weniger Bürokratie, damit das Förderprogramm auch landesweit ein Erfolg für den Artenschutz werden kann", fasst Kreisbeigeordneter Ackermann zusammen.