Deiseler Tunnel ist wieder durchfahrbar

Trendelburg/Kreis Kassel. Der seit 2014 für Radfahrer und Wanderer geöffnete Eisenbahntunnel auf dem Diemelradweg zwischen Trendelburg und Deisel ist ab dem 1. April bis Ende Oktober 2022 wieder durchfahrbar. Da im Tunnel Fledermäuse überwintern, muss er im Winter aufgrund einer Auflage der Naturschutzbehörden geschlossen bleiben. Ohne die Winterschließung wäre eine Öffnung des Tunnels nicht genehmigt worden. "Die aktuelle Tunnelschließung begann allerdings bereits im Spätsommer 2021, da die Tunnelbeleuchtung von Unbekannten entwendet worden war", informiert Kreispressesprecher Harald Kühlborn. Da die Lieferzeit für den Ersatz der geklauten Tunnelbeleuchtung mehrere Monate betrug, konnte der Tunnel vor der fledermausbedingten Winterpause nicht mehr eröffnet werden. Vor der Wiedereröffnung hat der Bauhof der Stadt Trendelburg in den vergangenen Tagen Schäden an der Treppenanlage am Südportal beseitigt. Außerdem wurden die Lampen wieder eingebaut. "Die Kosten für die neue Tunnelbeleuchtung liegen bei rund 5.000 Euro, die der Landkreis aufbringt", berichtet Kühlborn, der sich beim Bauhof-Team Trendelburg für den Einsatz bedankt.

Hintergrund:

Der Carlsbahntunnel wurde im Zuge des Baus der "Carlsbahn" von Hümme nach Karlshafen in den Jahren 1847 bis 1848 errichtet und diente dazu, eine Streckenführung durch die hochwassergefährdeten Flussauen des Diemeltals zu vermeiden.

Die Namensgebung "Carlsbahn" erfolgte in Erinnerung an Landgraf Carl von Hessen (1654-1730) der die gescheiterte Kanalverbindung von Kassel nach Karlshafen plante. Die Tunnelkonstruktion des ältesten Eisenbahntunnel Hessens und zweitältesten in ganz Deutschland wurde in Mischbauweise aus Ziegel- und Naturstein ausgeführt.

Als Besonderheit ist die Tunnelhöhe von 6,00 Metern für die erste Lokomotive von "Henschel und Sohn" anzusehen. Der "Drache" als erste Lokomotive aus Kasseler Produktion ist der Urahne der Henschel-Lokomotiven und wurde unter der Fabrikats-Nummer 1 im Juli 1848 an die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn geliefert. Die Bahnlinie und damit der Tunnel wurden zuerst mit zwei, später mit drei Zugpaaren pro Tag bedient. Die Stilllegung der Bahnstrecke erfolgte für den Personenverkehr 1966 und für den Güterverkehr 1970.

Der Tunnel liegt direkt am Hessischen Radfernweg 4 und dem Diemelradweg. Wegen der Tunnelsperrung führt die aktuelle Radroute auf rund 1,8 Kilometer in großem Bogen und mit beachtlicher Steigung westlich um den Kesselberg (dem Tunnelberg) herum. Eine direkte Linienführung durch den Tunnel erspart die Steigung und verkürzt die Strecke auf rund 800 Meter. In den letzten Jahren wurde im Zuge des Eco-Pfades Diemel eine Hinweistafel am nördlichen Tunnelportal aufgestellt, 2010 wurde ein Weg vom Radweg zum Nordportal ermöglicht. Die beiden Tunnelportale wurden 2011 nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert. Im Jahr 2015 hat die kreiseigene Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel (AGiL) zwei gemütliche Sitzgruppen am Südportal aufgestellt und am Diemelradweg weist seit der letzten Saison eine weitere Informationstafel im Eco Pfad-Design sowie ein großes Hinweisschild auf die Attraktion "Deiseler Tunnel" hin. Außerdem würdigt eine Bronzetafel der Deutsche Stiftung Denkmalschutz am Südportal die beispielhafte Restaurierung des Carlsbahntunnels.