Erste Bilanz nach einem Jahr Kreisentwicklungskonzept

Wirtschaftsstark, nachhaltig, lebenswert, vernetzt: hinter diesen Begriffen stehen vier Handlungsfelder mit strategische Zielen, Teilzielen, Handlungsansätzen und Maßnahmenideen des Kreisentwicklungskonzepts (KEK) für den Landkreis Kassel. Vor einem Jahr wurde das KEK fertiggestellt und veröffentlicht, Zeit um eine erste Bilanz zu ziehen.  

Die Steuerungsgruppe bestehend aus Vertretern des Landkreises, des Zweckverbands Raum Kassel (ZRK), der Wirtschaftsförderung Region Kassel, des NVV und der Region Kassel-Land hatten auf Wunsch des Kreistages auch Vertreter aller Fraktionen zu dem Austauschtreffen eingeladen. „Das Kreisentwicklungskonzept ermöglicht es uns, den Landkreis Kassel langfristig zu entwickeln und dabei immer auf aktuelle Bedürfnisse und Entwicklungen einzugehen. Die regelmäßigen Austauschtreffen zeigen uns, wo wir aktuell stehen“, sagt Landrat Andreas Siebert. 

Bei dem Treffen wurden verschiedene Projekte innerhalb der vier Handlungsfelder des Kreisentwicklungskonzepts vorgestellt.

Wirtschaftsstark

Das Transformationsnetzwerk Region Kassel (TRegKS) wurde von Arbeitgebern, Gewerkschaften, Bildungsträgern, der Universität Kassel und der Wirtschaftsförderung Region Kassel (WFG) gegründet. Ziel ist es, die Region Kassel zu einem nachhaltigen und innovativen Technologie- und Produktionsstandort für die Mobilitätswirtschaft mit klimafreundlichem Anspruch zu transformieren.

Ziel des Projekts „Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)“ ist es, Flächenverfügbarkeiten und Flächenbedarfe der gewerblichen Entwicklung im Landkreis Kassel in interkommunaler Kooperation gezielter aufeinander abzustimmen. So sollen Flächenverfügbarkeiten und -bedarfe nach quantitativen und qualitativen Kriterien ermittelt und in einem Informationssystem systematisch aufbereitet werden. Das Projekt wird federführend vom Zweckverband Raum Kassel (ZRK) und dem Servicezentrum Regionalentwicklung des Landkreises betreut.  

Das Projekt (Wirtschafts-)Region der Mitte wird von Region Kassel-Land e.V. im Verbund mit dem Regionalmanagement Nordhessen betreut und forciert die „Aktive Regionalentwicklung“ des Förderprogramms „Region Gestalten“. Die Zusammenarbeit im Dreiländereck bündelt dabei Erfahrungen und Stärken der Teilregionen und unterstützt die nachhaltige Standortentwicklung. 

Mit dem Berufsorientierungszentrum (BOZ) soll der Orientierungslosigkeit von jungen Menschen und dem Fachkräftemangel in der Region begegnet werden. Das BOZ bietet dabei die nötigen Rahmenbedingungen, zusammen mit Betrieben die Fachkräfte von morgen zu rekrutieren. Der Landkreis Kassel hat dafür gemeinsam mit dem Einzelhandelsverband Nordhessen e.V., der Handwerkskammer Kassel, der Kreishandwerkerschaft, Hessenmetall Nordhessen und der IHK Kassel-Marburg eine Genossenschaft gegründet. 

Nachhaltig

Ziel des Landschaftspflegeverbands (LPV) ist die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Landkreis Kassel. Er ist ein freiwilliges, (drittel-)paritätisch besetztes Bündnis aus Vertretenden der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der kommunalen Gebietskörperschaften, der gleichberechtigt und konsensorientiert die regionale Landschaft ökologisch entwickeln und den Naturschutz nachhaltig gestalten. Der LPV arbeitet dabei eng mit dem Fachdienst Landschaftspflege des Landkreises Kassel zusammen.

Mit der Entwicklung eines Mobilitätspreises soll eine Initiative zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität durch ÖPNV, Radverkehr, Fußgänger und Carsharing geschaffen werden. Der Mobilitätspreis kann zukunftsfähige, nachhaltige und innovative Ideen und Projekte fördern und in den Fokus rücken. 

Lebenswert

Bürgerbusse und Fahrdienste können Lücken im Nahverkehrsnetz schließen und stellen ein wichtiges Angebot für ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen ohne Auto dar. Sie unterstützen das selbstbestimmte Leben und ermöglichen soziale Teilhabe. Schon jetzt liegt der Landkreis mit 16 Bürgerbussen hessenweit an der Spitze. Ergänzt wird dieses Angebot durch ehrenamtliche Fahrdienste. Die Ergebnisse der Beteiligungsforen zur Erstellung des Seniorenplans haben bestätigt, dass Mobilität und Bürgerbusse ein wichtiges Anliegen der Menschen im Landkreis sind und weiter ausgebaut werden müssen. 

Das Koordinierungszentrum Bürgerengagement im Landkreis Kassel bietet eine Anlaufstelle für alle Ehrenamtlichen aus Vereinen und Initiativen. Dort wird niedrigschwellig zu Fördermitteln, Satzungsänderungen, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliedergewinnung und weiteren Themen beraten. Es bietet Netzwerkarbeit, schafft dadurch Synergien und dient dem Informationsaustausch.

Vernetzt

Der Landkreis Kassel gehört schon jetzt zu den fast vollständig mit Glasfaser ausgebauten Gebieten. Da der größte Teil des Breitbandausbaus von den Telekommunikationsunternehmen eigenwirtschaftlich erfolgt ist, sind allerdings zahlreiche Außenlagen aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit bislang nicht erschlossen. Der Landkreis hat für 11 Kommunen Förderanträge bei Bund und Land gestellt, um diese Liegenschaften an das Glasfasernetz anzuschließen. Für 8 Kommunen hat der Landkreis bereits Bewilligungsbescheide über fast 5,8 Mio. Euro erhalten und wird in diesem Jahr mit dem Ausbau beginnen.   

Um Ziele und Projekte der Radverkehrsförderung noch effektiver umsetzen zu können, wird ein Netzplan Radverkehr erstellt, der von den Kreisgremien beschlossen werden soll. Der Netzplan stellt eine Ergänzung zum Radverkehrskonzept für den Landkreis Kassel dar. Das Konzept wurde 2019 im Auftrag des ADFC Kassel erstellt und beinhaltet Handlungsempfehlungen für die Kommunen. Weitere Projekte sind der Ausbau von Radwegen entlang von Kreisstraßen, die Beschilderung von Radwegen und die kommunale Radverkehrsförderung sowie die Koordination des Schul- und Stadtradelns. 

Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) beschäftigt sich mit On-Demand-Angeboten im ÖPNV. Am Beispiel der Stadtbuslinien in Wolfhagen und Hofgeismar sollen Abschnitte und Zeiten hinsichtlich Nutzungshäufigkeit und Auslastung überprüft werden. Ziel von On-Demand ist es, häufig genutzte Linien ggfls. zu verdichten und schwach frequentierte bedarfsgerecht zu bedienen. Dabei soll der zeitgemäße Ast-Verkehr dem kostenintensiven ON-Demand-Verkehr (ODV) bevorzugt werden.

Hintergrund

Das KEK ist der Leitfaden zur Entwicklung des Landkreises in den nächsten zehn Jahren, um die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und zu verbessern. Das Konzept bildet die Grundlagen für die zukünftige Entwicklung des Landkreises unter geänderten Rahmenbedingungen in allen Bereichen – das gilt für die Bevölkerungsstruktur wie für die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur sowie die natürlichen Lebensgrundlagen im Kreisgebiet. Somit wird die Zielrichtung der strategischen Ausrichtung der Kreisentwicklung festgelegt. Das Konzept wird in Form eines flexiblen Handlungsrahmens, der je nach zukünftig zu erwartender Entwicklung angepasst werden kann, erstellt. Es stellt einen „roten Faden“ der Kreisentwicklung dar, die damit gesteuert werden kann.