29 plus eine – FrauenLebensOrte

Getrud Dippel, geb. Schäffer (1892 – 1974)

Kämpferin für sexuelle Aufklärung

Gertrud Dippel wird am 15. Oktober 1892 geboren. Früh schon muss sie helfen, die Familie zu ernähren. So arbeitet sie als Fabrikarbeiterin, später auch auf Bauernhöfen und in einer Gärtnerei.

In der Weimarer Republik beginnt sie, sich politisch zu engagieren. So ist Gertrud Dippel Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt in Kassel und von 1929 bis 1933 auch Gemeindevertreterin in Lohfelden-Ochshausen. Wahrscheinlich um 1930 gründet sie in ihrem Heimatort eine Konsum-Frauengilde, deren Leiterin sie bis 1933 ist.

Gemeinsam mit ihrem Mann Karl Dippel engagiert sie sich zudem im neu entstandenen „Bund für Geburtenregelung“. Dessen Sexualberatungsstellen setzen sich für Empfängnisverhütung ein, lehnen jedoch Schwangerschaftsabbrüche ab. Das Hauptziel ist die Bekämpfung der „Sexualnot“ von Arbeiterfrauen, die keinen Zugang zur kassenärztlichen Gesundheitsversorgung haben und durch ungewollte Schwangerschaften in schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Probleme geraten.

Die Dippels gelten den Nationalsozialisten als Gegner und werden deshalb ab 1933 überwacht und müssen sich jeden Abend bei der Gemeindeverwaltung melden. Beide überleben jedoch den Nazi-Terror. Gertrud Dippel stirbt am 8. Februar 1974.

29 plus eine – FrauenLebensOrte | Lohfelden