Die letzte Äbtissin
Lutrudis von Boyneburg ist die letzte Äbtissin des Klosters Lippoldsberg. Wie ihre geistlichen Schwestern lebt sie gemäß dem Nonneneid der Benediktinerinnen in strenger Abgeschlossenheit. Alles, was die Frauen für den Lebensunterhalt brauchen, wird über das Küchenfenster in das Kloster geschafft. Selbst der Probst, der Seelsorger der Frauen, darf die Räume nur betreten, um Kranke zu besuchen oder Gäste zu begleiten, die jedoch weder verweilen noch sprechen dürfen.
Der Tagesablauf der Nonnen ist streng geregelt und richtet sich nach dem achtmal täglich abzuhaltenden Chorgebet. Das Motto des Ordens lautet: „ora et labora.“ Beten und arbeiten. Für die Nonnen bedeutet dies, dass sie sich, neben der alltäglichen Hausarbeit, vor allem der wissenschaftlichen Arbeit widmen. Diese besteht im kunstvollen, handschriftlichen kopieren von Büchern, Reden und Briefwechseln.
Nur ein Jahr ist Lutrudis von Boyneburg die Äbtissin des Klosters, als Landgraf Philipp am 11. Marz 1538 die Reformation in Hessen einführt. Die Nonnen des Klosters Lippoldsberg werden zwar nicht vertrieben, dürfen aber keine neuen Schwestern mehr aufnehmen. Es wird einsam um Lutrudis von Boyneburg, die zuletzt als einzige Nonne ausharrt. Als sie 1569 stirbt, erlischt auch der Konvent.
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