Willkommen im Lesecafé

VHS Region Kassel und die Stadt Hofgeismar schaffen ein neues Angebot für Erwachsene die Lesen und Schreiben lernen wollen

Hofgeismar. Willkommen im "Lesecafé: "Lesen-Schreiben-Grundbildung" in der Stadtbücherei Hofgeismar. Landrat Uwe Schmidt und Bürgermeister Markus Mannsbarth gaben gemeinsam den Startschuss für ein neues Angebot, welches sich an Erwachsene richtet, die Lesen und Schreiben lernen wollen. Pädagogisch und didaktisch begleitet wird das Lesecafé vom Grundbildungszentrum der VHS Region Kassel in Kooperation mit der Stadtbücherei Hofgeismar.

Eröffnung des „Lesecafés: Lesen-Schreiben-Grundbildung“ in der Stadtbücherei Hofgeismar. Im Bild: (v.l.) Der ehemalige Analphabet und heutige Autor Tim-Thilo Fellner, Gökcan Göksu, Koordinator des Grundbildungszentrums bei der VHS Region Kassel, Jennifer Quast als Dornröschen, Bürgermeister Markus Mannsbarth und Landrat Uwe Schmidt.

"Angesichts von geschätzt 41.000 Menschen zwischen 18 und 64 Jahren im Landkreis und der Stadt Kassel, die nur bedingt lesen und schreiben können, gibt es einen großen Handlungsbedarf", betonte Schmidt in seiner kurzen Begrüßung. Es gelte daher bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um noch mehr Menschen mit niederschwelligen Alphabetisierungsangeboten zu erreichen und die Tabuisierung des Themas aufzubrechen.

Initiator des Lerncafés ist Gökcan Göksu, Koordinator des Grundbildungszentrums bei der VHS Region Kassel. "Im Gespräch habe ich von den Betroffenen immer wieder gehört, dass sie auch in den Ferien lernen und am Ball bleiben wollen", erinnert er sich. Diese Möglichkeit bietet nun das Lerncafé, denn hier besteht auch die Möglichkeit zum selbstständigen Lernen mit Computern. Zudem wird einmal in der Woche ein geschulter Ansprechpartner vor Ort sein, um Fragen zu beantworten. Das alles ist, auch dank der Förderung durch den Europäischen Sozialfonds, kostenlos. Damit, so räumt Göksu ein, könne natürlich kein Alphabetisierungskurs ersetzt werden. "Aber es ist ein zusätzliches Angebot und für manche vielleicht auch ein Einstieg."

Aus ihrer praktischen Arbeit berichteten Agnieszka Jaworski und Juliane Averdung vom AlfaMobil. Die beiden sind für den Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. in ganz Deutschland unterwegs, um Betroffene und ihre Angehörigen zu beraten. "Die Hemmschwelle sich Hilfe zu holen ist aus Scham oft groß", so Averdung. Deshalb müsse man Geduld haben. Letztlich gehe es darum "Angebote ohne Druck" zu machen.

Agnieszka Jaworski und Juliane Averdung vom AlfaMobil sind für den Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. in ganz Deutschland unterwegs, um Betroffene und ihre Angehörigen zu beraten.

Dass es möglich ist, auch als Erwachsener noch Lesen und Schreiben zu lernen, bewies der Ehrengast der Eröffnungsveranstaltung: Tim-Thilo Fellmer. Hat er es doch vom Analphabeten zum Autor und Verleger geschafft. "Kein leichter Weg", wie er betont. "Deshalb ist es so wichtig, dass andere Menschen Betroffenen Mut machen, Vorbild sind, Möglichkeiten aufzeigen." Fellmer hatte mit Eltern und Freundin die richtigen Menschen, die an ihn glaubten und ihn ermunterten mit Mitte 20 zu einem Kurs an der Volkshochschule zu gehen. "Danach habe ich die Buchwelt für mich entdeckt und wurde eine Leseratte", so Fellmer, "und vielleicht kann ich mit meinem Beispiel anderen Menschen Mut machen."

Betroffene könnten jederzeit das bundesweite ALFA-Telefon anrufen, um anonym das nächstgelegene Hilfsangebot zu erfragen. Das ALFA-Telefon ist bundesweit und kostenlos unter folgender Rufnummer zu erreichen: 0800 - 53334455.