Neue Besucherattraktion im Tierpark Sababurg

Feierliche Einweihung der neuen Anlage für die Beberbecker Pferde

Landkreis Kassel. Der Tierpark Sababurg hat eine neue Besucherattraktion. Einen rund 14.000 Quadratmeter umfassenden Bereich für die Beberbecker Pferde, mit Stallungen, Paddocks und großzügigem Auslauf. Die Anlage liegt mitten im Tierpark direkt an Wegeführung zum Bauernhof und der Kirchenscheune, mit freiem Blick auf die Sababurg.

Offizielle Eröffnung der neuen Anlage für die Beberbecker Pferde im Tierpark Sababurg. Im Bild: (v.r.) Tierpflegerin Sarah Mascher, Uwe Pietsch (Leiter des Eigenbetriebs Jugend- und Freizeiteinrichtungen im Landkreis Kassel), Landrat Uwe Schmidt und Dr. Wolfram Ebert (Vorstand der Kasseler Sparkasse).

Die Stuten Oliotta, mit dem am 16. Mai geborenen Fohlen Karlotta, und Elisee, mit dem am 28. Mai geborenen Fohlen Aivy, fühlen sich sichtlich wohl in ihrem neuen Zuhause. Die Erhaltung und Weiterzüchtung dieser fast ausgestorbenen und für die Region einst so bedeutsamen Rasse ist ein großer Erfolg für den ältesten, bis heute in seinem ursprünglichen Areal erhaltenen, Tiergarten Deutschlands. Dieser feiert in diesem Jahr sein 450-jähriges Bestehen. Die Einweihung der Beberbecker-Anlage ist Auftakt zu mehreren besonderen Terminen und Aktionen im Jubiläumsjahr.

„Die Wiederbelebung der alten Pferderasse passt bestens in das Konzept des Tierparks, der mit Exmoorponys, Przewalskipferden und Heckpferden bereits drei Wildpferdarten hält“, betont Landrat Uwe Schmidt bei der Einweihung. „Für die Besucher wird damit ein Stück Geschichte und die lange Tradition der Pferdezucht in unserem Landkreis erlebbar“, so der Landrat.

Die Anlage liegt mitten im Tierpark direkt an Wegeführung zum Bauernhof und der Kirchenscheune, mit freiem Blick auf die Sababurg.

„Die Nachzucht ist schon ein ehrgeiziges Vorhaben für uns“, erklärt Uwe Pietsch, Leiter des Eigenbetriebs Jugend- und Freizeiteinrichtungen im Landkreis Kassel, zu denen auch der Tierpark gehört „Erst nach einer aufwendigen Suche konnten wir europaweit mehrere Stuten erwerben, die sich lückenlos auf Beberbecker Abstammung zurückführen lassen.“ 

Von den fünf heute noch nachweisbaren Beberbecker Pferdefamilien sind mit den angekauften Pferden im Tierpark bereits vier Linien vertreten. Zuchtziele, Eigen-schaften und Merkmale sind in einem eigenen Zuchtprogramm festgelegt und orien-tieren sich am früheren Erscheinungsbild der Rasse, die als intelligent, robust und widerstandsfähig galt. „Das neu genehmigte Zuchtbuch für die Beberbecker Rasse führt der Zuchtverband für Senner Pferde in Borgholzhausen. Ziel ist es, künftig auch Pferdezüchter in der Region für die Weiterzucht dieser alten Pferderasse zu gewinnen“, so der Betriebsleiter. 
 
Abschließend dankte Landrat Schmidt den Unterstützern. Insbesondere der Kasseler Sparkasse, die das Vorhaben mit einem namhaften Betrag an den Förderverein Freunde des Tierparks Sababurg e.V. unterstützt, und dem Land Hessen, welches Mittel aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) beisteuerte.

Einen rund 14.000 Quadratmeter umfassenden Bereich hat der Tierpark Sababurg für die Beberbecker Pferde geschaffen, mit Stallungen, Paddocks und großzügigem Auslauf. Die Anlage liegt mitten im Tierpark, direkt an Wegeführung zum Bauernhof und der Kirchenscheune.

Pferdezucht hat an der Sababurg eine lange Tradition

Schon um 1490 wird von den „Sababurger Wilden“ im Reinhardswald berichtet. Im Jahre 1724 wurde auf königliche Anordnung auf dem Schloß Beberbeck ein kurhessisches Land- und Hofgestüt gegründet, hier sollten vor allem Kavalleriepferde gezüchtet werden. 

Ab Ende des 19. Jahrhunderts war Beberbeck eines der preußischen Hauptgestüte. Die Beberbecker Pferde waren beim preußischen Militär beliebt und nahmen als Zuchttiere von sehr guter Qualität Einfluss auf viele andere europäische Zuchtstätten. Vor allem die Trakehner, Holsteiner und Westfalenzucht hat von Beberbecker Hengsten profitiert, aber heute gibt es wohl keine deutsche Pferderasse, die nicht auf „Beberbecker“ in ihren Stammbäumen zurückblicken kann. 

1928 wurde das Gestüt aufgelöst, die 160 verbliebenen Pferde wurden an den polnischen Staat abgegeben, mit diesen Tieren wurde das polnische Gestüt Racot begründet. Den Fliegerangriff der Deutschen Wehrmacht 1939 überlebten nur 48 Zuchtstuten, diese kamen 1942 in das polnische Gestüt Graditz. 

Im Jahr 2018 traten die „Beberbecker Pferde“ dann ihren „Heimweg“ in den Mauerpark an, diese Tiere sind Nachfahren einiger Stuten, die damals in Beberbeck lebten.