"Beschlüsse zum Schulunterricht nicht hilfreich"

Schmidt und Siebert kritisieren Ergebnis der Verhandlung zwischen Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten

Region Kassel. "Das Ergebnis der Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten hilft den Schulträgern im ländlichen Raum überhaupt nicht", kritisieren Landrat Uwe Schmidt und Vizelandrat Andreas Siebert die Maßnahmen, auf die sich Bund und Länder gestern geeinigt haben. "Wir und sicher auch viele Eltern, Lehrer und Schulleitungen hätten sich gewünscht, dass Wechselunterricht ab der Klasse 7 einfacher eingeführt werden kann, als dies jetzt der Fall ist", machen Schmidt und Siebert klar. Darauf zu warten, dass die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 200 Fälle pro 100.000 Einwohner steigt, "gehe an der Lebenswirklichkeit in den Schulen und im Schülerverkehr vorbei", so Schmidt und Siebert weiter. Gerade wenn es darum geht, präventive Lösungen zur Eindämmung der Corona-Zahlen zu unterstützen, führe der jetzt gefundene Kompromiss nicht weiter. "Wir brauchen dringend eine Entzerrung im Schülerverkehr und der Wechselunterricht ist dabei die am einfachsten zu realisierende Lösung", sind sich Landrat und Vizelandrat einig. Der Landkreis habe in Kooperation mit dem Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) in den letzten Wochen eine Reihe von Verstärkungen für die Busverbindungen umgesetzt, in denen für einen längeren Streckenabschnitt mehr als 60 Prozent der Platzkapazität im Bus überschritten wird. "Um wirklich Entlastung zu den Stoßzeiten zum Schulbeginn und nach Schulende zu schaffen, muss die Zahl der zu befördernden Schülerinnen und Schüler verringert werden, da zusätzliche Busse und zusätzliche Fahrer für eine umfangreiche Verstärkung der Busverkehre nicht zur Verfügung stehen", erläutern Schmidt und Siebert. Hier biete Wechselunterricht die effektivste Lösung.

Nach den offiziellen Vorgaben des Hessischen Kultusministeriums bedeutet Wechselunterricht "eine Teilung der Lerngruppen und einen täglichen oder wöchentlichen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht", informieren Schmidt und Siebert. Damit werde es auch sehr viel einfacher, die Hygieneregeln im Unterricht bei einer Verkleinerung der Klassen einzuhalten. "Mehr Platz ist auch mehr Schutz", so Landrat und Vizelandrat.

Schmidt und Siebert unterstützen daher auch die in diese Richtung gehenden Forderungen der Gewerkschaft GEW und des Philologen-Verbandes. "Uns ist auch bewusst, dass Präsenzunterricht immer die bessere Alternative ist – aktuell geht es aber darum, einen gangbaren Weg für den Schutz von Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften und allen anderen Beschäftigten in den Schulen zu finden und da ist Wechselunterricht ab der Jahrgangsstufe 7 auf jeden Fall besser als Quarantänephasen für ganze Jahrgänge oder gar Schulschließungen", betonen Schmidt und Siebert. Von besonderer Bedeutung sei eine Veränderung zum Wechselunterricht für die beruflichen Schulen. "Hier sind aufgrund der Unterrichtsorganisation von möglichen Quarantänemaßnahmen in der Regel sehr viele Schülerinnen und Schüler betroffen, die dann auch ihren Ausbildungsbetrieben nicht zur Verfügung stehen. Ein Nichthandeln hier schadet damit auch direkt gerade kleineren Betrieben", weisen Schmidt und Siebert auf ein weiteres kaum beachtetes Problemfeld hin.

Der Landkreis Kassel würde gern Wechselunterricht für seine Schulen vorgeben – die Corona-Beschlüsse der Konferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten verhindern diese Maßnahme jedoch. Landrat und Vizelandrat hoffen darauf, dass zumindest das Hessische Kultusministerium eine Öffnungsklausel für die Flächenkreise ermöglicht, da hier die Frage der Schülerbeförderung eine viel größere Herausforderung darstelle, als im städtischen Umfeld.