Landkreis unterstützt Suchtberatung

Finanzielle Unterstützung: Vizelandrätin Silke Engler (links) übergibt einen Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro an Geschäftsführerin Tamara Morgenroth für die Suchtberatung des Diakonischen Werks Region Kassel.

Landkreis Kassel. Alkohol, Drogen, Medikamente: Wer unter einer Sucht leidet und ausbrechen will, braucht Unterstützung. "Bei der Suchtberatung des Diakonischen Werks Region Kassel erhalten Betroffene schnelle und kompetente Hilfe. Der Kreisausschuss hat beschlossen, dieses unverzichtbare Angebot vor Ort auch in diesem Jahr mit einem Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro finanziell zu unterstützen", informiert Vizelandrätin Silke Engler.

Das Diakonische Werk berät in seinen Zweigstellen in Baunatal, Hofgeismar, Lohfelden, Kassel und Wolfhagen Menschen mit verschiedenen Suchtproblematiken.  Das Beratungsangebot richtet sich an Betroffene, Familienangehörige, Partner, aber auch an Arbeitgeber und Kollegen. Im vergangenen Jahr nahmen 235 Frauen und Männer aus dem Landkreis das Angebot in Anspruch – insgesamt fanden 1088 Beratungen statt. "Die Mitarbeiter in der Suchtberatung behandeln und begleiten, unterstützen und stabilisieren Abhängigkeitskranke und deren Angehörigen in Krisen, aber auch in dauerhaft belastenden Lebenssituationen und stärken dadurch eine gesellschaftliche Teilhabe", betont Sozialdezernentin Engler.

Rund 73 Prozent der Beratungen werden aufgrund von Alkoholmissbrauch wahrgenommen, gefolgt von Glücksspielsucht (19 Prozent), Drogenmissbrauch (4,5 Prozent) und Medikamentensucht (3,5 Prozent). Laut ersten Untersuchungen wurde und wird vor allem Alkohol in der Pandemie verstärkt als vermeintlicher Stresslöser eingesetzt. Aber auch der Missbrauch und die Abhängigkeit von Medikamenten haben sich weiter erhöht. Stress, Langeweile, Ängste, aber auch das Arbeiten im Home-Office führten zu gestiegenem Konsum von Suchtmitteln und erhöhtem Suchtverhalten.

In der Beratung wurde insbesondere ein rasanter Anstieg der digitalen Süchte verzeichnet. Gleichzeitig erlebten jahrelang abstinente Klienten und Klientinnen einen deutlich erhöhten Suchtdruck/Craving, und es kam verstärkt zu Rückfällen, bedingt durch aktuelle Konflikte, Ohnmachts- und Angstgefühle. Bisher erfolgreich angewendete und erlernte Verhaltensweisen, wie den Gang ins Sportstudio oder zu Selbsthilfegruppen, konnten pandemiebedingt nicht ausreichend angewendet werden. Durch die Pandemie musste zudem die Beratungsarbeit flexibler gestaltet und um technische Möglichkeiten erweitert werden, um trotz Einhaltung aller Schutzmaßnahmen einen verlässlichen und vertrauensvollen Kontakt zu ermöglichen.

Betroffene aus dem Landkreis Kassel mit weiten Wegen zu den Außenstellen konnten unkomplizierte Hilfe durch Beratungen am Telefon oder per Video-Call erhalten. Die Mitarbeiter in der Suchtberatung gehen davon aus, dass sich der erhöhte Konsum von Suchtmitteln und das gestiegene Suchtverhalten in den kommenden zwei bis drei Jahren auf die Fallzahlen auswirken werden. Mit einer gesteigerten Nachfrage nach Angeboten der Suchtberatung ist zu rechnen.