Heckenschnitt dient dem Naturschutz

Landschaftspflegeverband informiert über naturschutzorientierte Heckenpflege

Das Zurückschneiden von Hecken entlang von Straßen und Wegen sorgt immer wieder für Unverständnis in der Bevölkerung und Beschwerden bei den Kommunen. Dabei hat der Rückschnitt eine wichtige Funktion – er dient dem Naturschutz und fördert die Biodiversität. „Richtig angewandt, ist die Heckenpflege in der Feldflur daher sehr sinnvoll. Ein paar Aspekte müssen allerdings beachtet werden“, erklärt Leonie Schweer, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands Landkreis Kassel e.V. (LPV) bei einem Treffen mit Landrat Andreas Siebert, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands, und Bürgermeister Dr. Daniel Faßhauer an einer Hecke bei Habichtswald-Ehlen. 

Der Bauhof der Gemeinde Habichtswald hatte im Oktober 2022 während eines Lehrgangs, der vom LPV organisiert wurde, für Bauhofmitarbeitende, Landwirte, Jäger und Interessierte exemplarisch einen Heckenpflegeschnitt gemacht und ein Schild aufgestellt, um die Bevölkerung über die Vorteile des Rückschnitts für die Ökologie und Funktion von Hecken und Säumen zu informieren. „Unsere Heckenpflege dient sowohl dem Artenschutz als auch der Unterhaltung zumeist landwirtschaftlicher Wege und einer zielgerichteten Kulturlandschaftspflege. Die Angebote und Fortbildungen des Landschaftspflegeverbandes haben unseren Mitarbeitern fachlich fundierte Grundlagen geboten, die nun in der Praxis umgesetzt werden“, erklärt Bürgermeister Faßhauer. 

Besonders in der Feldflur sind Hecken wichtige Strukturelemente, die Vögeln und Insekten einen Rückzugsort und Nahrungsquellen bieten. Sie übernehmen laut LPV-Geschäftsführerin eine bedeutende Rolle im Biotopverbund. „Da diese Strukturen heute keiner direkten Nutzung mehr unterliegen, benötigen die Hecken Pflege, um die ökologischen Funktionen optimal zu erhalten“, erklärt Leonie Schweer. Früher dienten Hecken der Brennholzgewinnung, als Grundstückseinfriedung sowie zur Nahrungs- und Futtergewinnung – Hecken hatten also eine wirtschaftliche Bedeutung. Mit dem Verlust ihres Nutzens für die Bevölkerung ging der Heckenbestand immer weiter zurück. Auch im Zuge von Flurbereinigungen mussten die Biotope oftmals weichen. 

„Am Beispiel naturschutzorientierter Heckenpflege zeigt sich, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, einen Landschaftspflegeverband im Landkreis Kassel zu gründen. Der LPV vermittelt das nötige Wissen, damit die ökologische und schützende Funktion der verbliebenen Hecken erhalten und neue Hecken angelegt werden können“, sagt Landrat Andreas Siebert. In der Gemeinde Habichtswald ist durch die Schulung des LPV das Bewusstsein für den Schutz dieser Ökosysteme bereits geschärft: „Hecken bieten ökologisch zahlreiche Vorteile, wenn sie regelmäßig verjüngt werden. Deshalb werden wir diese Art der Pflege in wechselseitigen, kleinen Abschnitten auch für die nächsten Jahre weiter fortführen“, sagt Bürgermeister Faßhauer. 

Hintergrund: 

Hecken durch Nutzung des Menschen entstandene Lebensräume in der offenen Feldflur und brauchen daher eine regelmäßige Pflege, um diese Strukturen zu erhalten. Wenn Hecken nicht zurückgeschnitten werden, verlieren sie an Dichte und Artenvielfalt – in der Folge können sie ihre Funktionen in der Kulturlandschaft nicht mehr erfüllen. Deshalb sollten Hecken regelmäßig geschnitten werden.

Folgendes gibt es beim naturschutzorientierten Heckenschnitt zu beachten: 

  • Nur in den Ruhezeiten schneiden: Die Zeit, in der Hecken geschnitten werden dürfen, ist Anfang Oktober bis Ende Februar, danach beginnt die Schonzeit.
  • Saubere, möglichst horizontale Schnitte: Zerfranste Stümpfe und Äste sind Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze, die die Hecke dauerhaft schwächen oder zum Totalausfall führen können. Das häufig praktizierte Schlegeln seitlich der Hecke führt zudem bei regelmäßigem Einsatz zu einem geringeren Blühaspekt, weil Hecken meist erst nach zwei Jahren blühen. Das horizontale „auf den Stock setzen“ fördert dagegen die Verjüngung der Hecke. Dabei handelt es sich um einen konsequenten Rückschnitt eines Teils der Hecke. Im Anschluss kann die Hecke beim Nachwachsen dichter austreiben und einen sicheren Rückzugsraum für Rebhühner, andere Feldvögel und viele weitere Lebewesen bieten. 
  • Abschnitte wählen: Es sollten nur einzelne Abschnitte einer Hecke zurückgeschnitten werden, sodass im Optimalfall mehrere Altersstufen der Hecke durch Pflegeintervalle entstehen.
  • Für Lichteinfall sorgen: Zu viele Bäume in einer Strauchhecke unterdrücken die Heckenstruktur, sodass es in manchen Fällen sinnvoll ist, den einen oder anderen Baum zu entnehmen, um wieder mehr Lichteinfall zu gewähren.

Der LPV hat gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde einen Flyer entwickelt, der in den Rathäusern der Kreiskommunen und beim LPV erhältlich ist. Hinweise zu rechtlichen Aspekten können in einer Handreichung von der UNB eingesehen werden.