Der Fachbereich Jugend des Landkreises Kassel hat die Stadt Naumburg bereits vor einiger Zeit auf die in Naumburg überdurchschnittliche Anzahl von Jugendhilfefällen aufmerksam gemacht. „Von der übrigen Stadtgesellschaft kaum wahrgenommen, besteht bei der familiären Erziehung einer Reihe von Kindern Unterstützungsbedarf“, teilt die Leiterin des Fachbereichs Jugend Sabine Scherer mit. Um ein gelingendes Aufwachsen aller Kinder zu gewährleisten, seien deshalb Hilfsangebote für die Eltern und andere Beteiligte erforderlich, ohne diese aus ihrer Verantwortung zu entlassen.
Die Gremien der Stadt haben reagiert und sich des Themas angenommen. „Das von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit enthält deshalb nicht nur die üblichen Angebote einer offenen Jugendarbeit wie beispielsweise die Ferienspiele als Ergänzung zur Jugendarbeit der Vereine, sondern hat gezielt auch jüngere Kinder und ihr Lebensumfeld im Fokus“, sagt Bürgermeister Stefan Hable. Durch diesen präventiven Ansatz unterscheide sich die Jugendarbeit der Stadt Naumburg von anderen Kommunen. Mit Unterstützung der „Frühen Hilfen“ des Landkreises sind bereits ein Spielkreis für Eltern mit Kleinkindern eingerichtet und eine Babyparty organisiert worden. Dabei stehe der Austausch untereinander im Vordergrund, so der Bürgermeister.
„Genau diese Zielrichtung greift auch das Programm Präventionsketten des Landes Hessen auf, an dem jetzt der Landkreis gemeinsam mit der Stadt teilnimmt“, sagt Sabine Scherer. Das Land habe dem Landkreis eine Förderung bewilligt, die es für drei Jahre ermöglicht, Fachkräfte in diesem Bereich zu beschäftigen. Ziel des Programms sei eine kindgerechte und familienfreundlichere Gesellschaft in den hessischen Kommunen zu schaffen und die Chancengleichheit insbesondere auch für Kinder aus benachteiligten Familien zu erhöhen.
Als Koordinationsfachkraft für diesen Bereich wurde vom Landkreis jetzt Sibylle Heicke eingestellt. Sie hat ihren Arbeitsplatz bis auf weiteres im Naumburger „Haus des Gastes“. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Präventionsarbeit für die 0 bis 10-jährigen Kinder zu vernetzten. Es gehe darum, im Zusammenspiel zwischen Familien, Kindertagesstätten, Schulen und Behörden die Übergänge zwischen den einzelnen Lebensphasen der Kinder zu erleichtern und die Kinder- und Jugendrechte zu stärken.
Ergänzend dazu beschäftigt die Stadt Naumburg seit 1. Dezember Heidi Völkerding befristet als Teilzeitkraft. Die pensionierte Lehrerin und Stadtverordnete ist für Einzelfallhilfen zuständig und will unter anderem Willkommensbesuche bei Neugeborenen und bei zugezogenen Familien absolvieren. In einer Bürogemeinschaft arbeiten die beiden Frauen eng zusammen und hoffen auf ein konstruktives Miteinander aller Beteiligten im Interesse der Kinder und ihrer Familien.