"Größte Herausforderung seit Einführung der Grundsicherung"

Jobcenter bearbeitet 1.400 Anträge von geflüchteten Ukrainern – Leistungsbescheide können sich verzögern

Gregor Vick, Geschäftsführer Jobcenter

Landkreis Kassel. Das Jobcenter Landkreis Kassel arbeitet derzeit einen riesigen Berg von Anträgen auf Grundsicherung von geflüchteten Ukrainern ab. Nach dem von Bund und Ländern vereinbarten Rechtskreiswechsel der ukrainischen Flüchtlinge zum 1. Juni (wir berichteten) hat das Jobcenter bisher rund 1.400 Anträge auf Bewilligung von Hartz IV-Leistungen nach dem SGB II erhalten. Gregor Vick, Geschäftsführer des Jobcenters, betont: „Dieser rasante Fallanstieg ist für uns die größte Herausforderung seit Einführung der Grundsicherung im Jahr 2005.“ Zusätzlich erschwert werde die Leistungsbewilligung durch die vorhandenen Sprachbarrieren. „Wir werden nicht alle vorliegenden Anträge bis zum 1. Juli abschließend bearbeiten können“, räumt Vick ein, der bis zum Monatsende mit einer Bewilligungsquote von etwa 60 Prozent aller Anträge rechnet. Bis Mitte Juli soll dann aber die Masse aller entscheidungsreifen Anträge entschieden sein.

Alle Betroffenen wurden zwischenzeitlich vom Jobcenter zur Vorlage der notwendigen Unterlagen und Angabe der Bankverbindung angeschrieben. „Sofern bis zum 5. Juli noch kein Leistungsbescheid vorliegt, bitten wir, sich mit dem im Schreiben angegebenen Ansprechpartner telefonisch in Verbindung zu setzen. Wir werden dann eine Lösung zur Sicherstellung des dringenden Bedarfs gewährleisten“, so Vick.

Das Jobcenter sucht derweil nach weiteren Übersetzern „Dolmetscherdienstleistungen können von uns kaum noch eingekauft werden“, so Vick, „wir beabsichtigen daher eigene Mitarbeiter, die ukrainisch oder russischen Sprechen und über gute Deutschkenntnissen verfügen, einzustellen, um an allen Standorten des Jobcenters Sprachhilfe zu ermöglichen.“ Zweiter wichtiger Punkt sei, dass die Geflüchteten alle angeforderten Unterlagen und insbesondere eine Bankverbindung zeitnah vorlegten.