Landkreis sucht Unterkünfte für Geflüchtete

Landkreis Kassel. Der Landkreis Kassel sucht Immobilien, die kurzfristig als Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete genutzt werden können. "Wir suchen besonders leerstehende Hotels, Jugendherbergen, Pflegeeinrichtungen und andere geeignete Immobilien, um die Menschen die zu uns kommen, bestmöglich unterbringen zu können", sagt Vizelandrätin Silke Engler. Der Landkreis Kassel verfügt aktuell über 2.376 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften, von denen 1.906 belegt sind.

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und auf der Balkanroute, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Geflüchteten wieder steigen wird. "Derzeit kommen 60 Geflüchtete pro Woche im Landkreis Kassel an, also 240 Menschen pro Monat" erklärt Engler. Zum Vergleich: Vor Beginn des russischen Angriffskriegs nahm der Landkreis Kassel etwa 60 Geflüchtete pro Monat auf. Neben den Menschen aus der Ukraine erreichen auch wieder vermehrt Asylsuchende aus anderen Nationen den Landkreis Kassel, die meisten aus Afghanistan, Syrien und aus dem Iran – Tendenz steigend.

Der Landkreis Kassel hat zudem das Aufnahmeverfahren für Flüchtlinge in der Albert-Einstein-Straße in Fuldabrück-Bergshausen umgestellt. Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine können nicht mehr Tag und Nacht die Notunterkunft des Landkreises Kassel aufsuchen, um sich dort registrieren lassen. Engler: "Wir waren der letzte Landkreis, der wohnungslose Ukraineflüchtlinge direkt aufgenommen hat. Um eine Verschärfung bei den Engpässen in der Unterbringung und Betreuung der Menschen zu verhindern, haben wir das Aufnahmeverfahren umgestellt."  Im Landkreis Kassel wurden seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine - gemessen an den Einwohnerzahlen - deutlich mehr Ukrainer aufgenommen, als in anderen Hessischen Kommunen und Landkreisen, so Engler.

Geflüchteten aus der Ukraine, die beim Landkreis Kassel vorsprechen, werden jetzt an die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen verwiesen. Über die Erstaufnahme werden die Geflüchteten nach einem bestimmten Schlüssel auf die Städte und Landkreise verteilt. Das hat den Vorteil, dass alle Geflüchteten vor der Zuweisung gesundheitlich untersucht worden sind. "Das ist für die Unterbringung in unseren Gemeinschaftsunterkünften wichtig, weil die Ukraine z. B. zu den Hochrisikoländern für multiresistente Tuberkulose zählt", so die Vizelandrätin.

Durch die Umstellung des Aufnahmeverfahrens wird die Registrierung in der Albert-Einstein-Straße in Fuldabrück-Bergshausen nicht mehr im bisherigen Umfang benötigt. Personen, die dem Landkreis Kassel über die Erstaufnahmeeinrichtung mittwochs zugewiesen wurden, werden am Donnerstagvormittag in der Albert-Einstein-Straße registriert. Geflüchtete aus der Ukraine, die privat bei Freunden, Bekannten oder Verwandten untergekommen sind, müssen nicht mehr zur Registrierung in die Albert-Einstein-Straße kommen. Diese Personen müssen sich stattdessen bei den Einwohnermeldeämtern in den jeweiligen Kommunen melden, bei der Ausländerbehörde des Landkreises registrieren und – falls nötig – zur Antragstellung beim Jobcenter oder Sozialamt vorsprechen.

Ende September 2022 waren 7.454 geflüchtete Menschen im Landkreis Kassel gemeldet. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurden 4.278 Geflüchtete im Landkreis Kassel registriert.